„Einer für alle, alle für einen“

Darüber hinaus haben alle Protagonisten mit doch eher unglücklichen Liebesabenteuern zu kämpfen, die sie mehrfach nur knapp einem Angriff auf ihr Leben entgehen lassen.
Am Ende trennen sich die Wege der vier Freunde, d’Artagnans Traum, mit dem er in die Landeshauptstadt gezogen war, erfüllt sich aber schließlich beziehungsweise wird sogar übertroffen: 1625 ausgezogen, um sich den Musketieren anzuschließen, wird ihm 1928 der Rang eines Leutnants der Musketiere verliehen. Dem Duell ist d’Artagnan aber immer noch nicht abgeneigt:
„D’Artgnan schlug sich dreimal mit Rochefort, dreimal verwundete er ihn.
‚Beim vierten Mal werde ich Sie wahrscheinlich töten‘, sagte d’Artagnan, als er ihm die Hand reichte, um ihm wieder auf die Beine zu helfen.
‚Es ist wohl besser für Sie und für mich, wenn wir es dabei bewenden lassen‘, entgegnete der Verwundete. […]
Diesmal umarmten sich die beiden von ganzem Herzen und ohne Hintergedanken.“

Dartagnan-musketeers

Was sich vom Inhalt des Abenteuerromans „Die drei Musketiere“ bis heute gehalten hat, ist vor allem das Motto „Einer für alle, alle für einen“. Es steht für Zusammenhalt und Freundschaft, Loyalität und Verlässlichkeit. Wenn man dies bei der Lektüre des Buches im Hinterkopf behält, fällt es leichter über die Stellen hinweg zu lesen, oder sie richtig in den Kontext der Zeit einzuordnen, die nach heutigen Gesichtspunkten doch ziemlich fragwürdig sind. Da wäre zum Beispiel die Sicht der männlichen Hauptfiguren auf das weibliche Geschlecht zu nennen: Besonders Frauen wird sehr viel Kritik entgegengebracht, sie werden mit Stereotypen überladen und in vielerlei Hinsicht negativ dargestellt. Was für Männer akzeptabel oder gar respektierlich ist, gilt für Frauen als unziemlich und liederlich. Trotzdem sind es auch gerade Frauen, für die und um derentwillen sich die Musketiere in annähernd jede Schlacht stürzen. Diese scheinbare (und teils tatsächliche) Widersprüchlichkeit macht d’Artagnan, Athos, Porthos und Aramis aber eben auch wieder lebendig – einhergehend mit der sehr detailreichen Schilderung ihrer individuellen Persönlichkeiten, mit allen Stärken und Schwächen.
Auch wenn absehbar ist, dass die Bösen am Ende verlieren und die Guten triumphieren, so gibt es doch zahlreiche Wendungen, die überraschen und das Lesen nicht langweilig werden lassen. Zu diesen schriftstellerischen Kniffen zählen auch die zahlreichen, teils unterhaltsamen, teils ironischen Nebenepisoden. Dort, wie auch in der Haupthandlung, werden historische Personen mit fiktiven Figuren, wahre Begebenheiten mit erfundenen Situationen verwoben.

Die drei Musketiere
Alexandre Dumas (Übers. Bernd Hagenau)
(Fischer Taschenbuch, 1984)
743 Seiten, Paperback
ISBN: 3-596-11930-8

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