Weihnachtskekse für Kater Sasuke
Als Isabel die vollen Jutetaschen mit den Einkäufen auf dem Esstisch abstellte, kam Yuki schnell dazu, um ihr beim Auspacken zu helfen. Und um das Anliegen vorzubringen, das Sasuke ihr aufgetragen hatte …
»Sag mal, könntest du dir auch vorstellen, dass wir eine Sorte Kekse für Sasuke backen?«, fragte sie, während sie Mehl und Zucker aus einer Tasche holte und neben Eiern und laktosefreier Milch auf die Arbeitsfläche in der Küche stellte.
Isabel drehte sich zu ihr um. »Vorhin war dir noch alles Backen zu viel und jetzt möchtest du auch noch besondere Kekse für deinen Kater backen?« Sie hob eine Braue. »Hat Sasuke dich dazu angestiftet?«
Yuki spürte, wie Hitze von ihrem Hals hoch bis zu ihren Wangen kroch. »N-Nein, natürlich nicht«, schwindelte sie und verfluchte wieder einmal, dass sie Sasuke versprochen hatte, sein Geheimnis zu bewahren – selbst Isabel gegenüber. »Dafür müsste er schließlich sprechen können …« Sie lachte unsicher.
Isabel stupste sie an. »Das war ein Scherz. Auch wenn dein Kater äußerst kommunikativ sein kann, weiß ich doch, dass er nicht spricht. Nicht mit mir zumindest.« Sie zwinkerte Yuki zu.
Die schluckte, unsicher, ob das ein weiterer Scherz war, oder ob Isabel längst vermutete, dass Sasuke durchaus sprechen konnte. Dann lächelte sie Isabel an. »Ich dachte mir, er würde sich vielleicht freuen, wenn er auch etwas zum Naschen bekommst – du weißt ja, was für ein Schleckermaul er sein kann.«
Isabel lachte. »Oh ja, der Herr Gourmet-Kater und sein frischer Fisch!« Sie legte den Kopf schief. »Soll dann auch Fisch in seine Kekse?«
Yuki blies die Wangen auf und ließ die Luft entweichen. »Gute Frage.« So konkret war Sasuke leider nicht geworden. Er hatte nur gesagt, dass er auch Plätzchen haben wollte – allerdings kein Rezept mitgeliefert. »Hast du schon einmal katzgerechte Kekse gebacken?«
Isabel schüttelte den Kopf. »Aber ich bin sicher, dass sich online passende Rezepte finden lassen. Du kannst unmöglich die Erste sein, die sich in den Kopf gesetzt hat, ihrem flauschigen Liebling etwas zu Weihnachten zu backen …«
»Sasuke?« Yuki rief leise nach dem Kater, als Isabel unter der Dusche stand, sie also hoffentlich nicht in den nächsten Minuten dabei erwischen würde, wie sie mit Sasuke sprach.
Der Kater kam auf Samtpfoten aus der Küche geschlendert. »Was ist los?«
»Du hattest mir gar nicht gesagt, was für Kekse das sein sollen … also, was du gerne an Zutaten drin hättest.« Sie griff nach ihrem Smartphone und rief ihre letzte Suche auf. »Ich habe mehrere Rezepte gefunden, die auch für Fellnasen verträglich sein sollen – sofern in Maßen genossen.« Sie schaute Sasuke ernst an, doch der ignorierte ihren Blick und putzte sich stattdessen erst die rechte und dann die linke Vorderpfote.
»Fisch«, sagte er danach schlicht.
»Fisch?«, wiederholte Yuki. »Okay, das klingt machbar. Ich habe hier Kekse mit Thunfisch und welche mit Sardinen –«
»Lachs«, konterte Sasuke. »Alles andere ist doch kein Weihnachtsgeschenk. Und du möchtest doch, dass ich mich ebenfalls verwöhnt fühle, oder?«
Yuki hob eine Braue. »Ich frage mich gerade, ob ich mir das nochmal überlegen sollte …«
Als der Kater daraufhin den Kopf schief legte und riesige, traurige Katzenaugen machte, seufzte sie und lachte dann. »Keine Sorge. Du bekommst deine Kekse. Auch mit Lachs. Wenn ich ein passendes Rezept finde – und geeigneten Lachs, der nicht total überteuert ist.«
»Feinschmecker-Snack mit Lachs?« Isabel lachte. »Das klingt in der Tat nach deinem Kater. Hast du die Zutaten schon eingekauft?«
Yuki nickte und räumte alle Zutaten auf die Arbeitsfläche: Dinkel- und Weizenmehl sowie Instant-Haferflocken, Rapsöl, gekochte Rote Beete sowie Fischfond und ein Lachsfilet.
»Das liest sich gar nicht schlecht«, meinte Isabel, als sie das Rezept überflogen hatte. »Persönlich würde ich zwar eine Lachs-Tarte bevorzugen, aber ich kann mir diese Kekse tatsächlich gut vorstellen. Mindestens einen werde ich auf jeden Fall probieren!«
»Nicht dass du Sasuke am Ende seine Kekse wegfutterst …« Yuki zwinkerte ihr zu.
»Och, wenn sie uns beiden schmecken – also, mir und deiner Fellnase –, werden wir sie uns eben teilen … und du kannst uns dann mit Nachschub versorgen.« Isabel grinste und warf Yuki einen Luftkuss zu.
Die schüttelte schmunzelnd den Kopf. »Lass uns erst einmal schauen, dass wir dieses Rezept gebacken bekommen – und dass alles am Ende genießbar ist. Schließlich will ich weder dich noch Sasuke vergiften.«
»Ich bin sicher, das wird nicht passieren. Außerdem überlasse ich dich ja nicht deinem Schicksal, sondern helfe dir.« Isabel lächelte sie ermutigend an.
Während Yuki das Lachsfilet im Fischfond kochte und anschließend zerkleinerte, hackte Isabel die Rote Beete in kleine Stückchen und vermengte die trockenen Zutaten miteinander. Dann kam alles zusammen mit dem Öl in eine große Schüssel. Yuki überließ es Isabel, daraus einen glatten Teig zu kneten. Sie kam gut damit klar, Fisch für ihren Kater zu zerkleinern, aber klebrigen Teig an den Finger zu haben … das war eindeutig nichts für sie.
»Willst du die Rolle in Scheiben schneiden, oder soll ich das machen?«, fragte Isabel, als sie den gekühlten Teig eine halbe Stunde später aus dem Kühlschrank holte.
Yuki schaute zum Teig, dann zu Isabel und nickte schließlich seufzend. »Solange er nicht allzu klebrig ist, sollte das gehen. Schließlich kann ich dich nicht fast alles machen lassen, wenn wir immerhin Kekse für meinen Kater backen …«
Dass Isabel sich ein Grinsen verkniff, ignorierte sie. Stattdessen füllte sie das Blech zügig mit den rohen Keksen und schob das Blech bald darauf in den vorgeheizten Ofen.
Als die Backzeit sich dem Ende näherte und der Geruch frisch gebackener Kekse sich in der Wohnung verteilte, gesellte sich Sasuke zu ihnen – und schaute neugierig durch den Glaseinsatz in den Ofen.
»Mir scheint, der Herr Kater hat schon so eine Vermutung, dass die Kekse für ihn sein könnten«, meinte Isabel mit einem schmunzelnden Blick zu Sasuke.
»Möglich. Wobei es auch einfach am Lachs liegen könnte … Manchmal habe ich den Eindruck, er denkt, alles, was mit Fisch zubereitet wird, ist für ihn gedacht.« Yuki zwinkerte Sasuke zu und kraulte ihn hinter den Ohren.
»Und, wie findest du die Kekse?«, fragte Yuki den Kater, als sie später am Abend allein in der Küche waren.
Sasuke leckte sich das Mäulchen. »Die sind schon ganz in Ordnung, allerdings fände ich mehr Lachs nicht zu verachten – und natürlich mehr Kekse allgemein.«
Yuki lachte. »Du weißt genau, dass zu viele Kekse nicht gut für dich sind.«
»Pfff … das gilt doch für gewöhnliche Fellnasen. Ich bin ziemlich sicher, dass es mir nichts ausmachen würde, wenn ich täglich eine Schüssel mit Keksen bekäme. Und zwar nicht nur in der Vorweihnachtszeit.«
Yuki schüttelte den Kopf. »Wir können uns gerne darauf einigen, dass du Katzenkekse bekommst, wenn Isabel und ich für uns ebenfalls Kekse backen. Aber mehr ist wirklich nicht drin. Das würde ich auch von der Zeit her gar nicht schaffen – ich habe immerhin den Laden, und kein Katzencafé.«
»Ein Katzencafé … das klingt nach gar keiner schlechten Idee. Vielleicht ja auch für dich und Isabel zusammen – die steht ja im Unterschied zu dir gerne in der Küche.«
Wer nun – passend zum heutigen Tag des Weihnachtsgebäcks – ebenfalls etwas für die eigenen fellnasigen Haustiere backen möchte, findet hier eine ganze Reihe an Rezepten: https://www.ichkoche.at/kochen-fuer-mein-haustier/alle-rezepte (einschließlich der in der Geschichte erwähnten Feinschmecker-Happen mit Lachs)
Diese Geschichte ist ein kleines Spin-off zu meinem Roman »Der Kater unterm Korallenbaum, oder: Wünschen will gelernt sein« – und schließt zugleich an die Kurzgeschichte »In der Weihnachtsbackstube« an.
Für diejenigen, die das Buch noch nicht kennen, gibt es z.B. hier weitere Infos:
– Coverreveal „Der Kater unterm Korallenbaum“ von Christina Löw
– Veröffentlichung: „Der Kater unterm Korallenbaum“ von Christina Löw
Außerdem ist dieser Text Teil des Autoren-Adventskalenders. Dort versteckt sich hinter jedem Türchen ein Beitrag von einem*r anderen Autor*in rund um die Themen Winter, Advent und Weihnachten. Zusätzlich zu dem Kalender von diesem Jahr könnt ihr auch in den Geschichten, Gedichten und sonstigen Texten der Vorjahre stöbern.